Holunder wirkt Wunder
Holunder ist ein Tausendsassa, was seine Heilkraft angeht – er gehört zu den Pflanzen, die nicht nur antibakterielle, sondern auch antivirale Eigenschaften besitzen. Kein Wunder, dass der Schwarzer Holunder die „Heilpflanze des Jahres 2024“ ist.
Interview mit Barbara Simonsohn
Der deutsche Naturheilverein (NHV) Theophrastus hat den Schwarzen Holunder zur Heilpflanze
des Jahres 2024 gewählt, um auf seine vielen Vorzüge hinzuweisen. Gesundheitsexpertin und Bestsellerautorin Barbara Simonsohn hat diese Auszeichnung zum Anlass genommen, um in ihrem neuen Ratgeber dieses Juwel der Hausapotheke detailliert zu beschreiben und zahlreiche erprobte Anwendungsbeispiele vorzustellen.
Der Holunder blickt auf eine uralte Tradition als Heilpflanze zurück. Warum sind diese Anwendungsmöglichkeiten in Vergessenheit geraten?
Simonsohn: Der Holunder galt den Kelten tatsächlich als heilig und gehörte zu ihren wichtigsten Kraftbäumen. Auch von den Germanen wurde er als Schutzbaum betrachtet. Alle Teile der Pflanze wurden volksmedizinisch verwendet. Die Kirche reagierte allergisch auf „heidnische“ Baumkulte. Ich denke, die negative Haltung der Kirche zum Holunder hat ihre Spuren hinterlassen, sodass er als heilkräftiger Baum aus dem Fokus geriet. Außerdem hat die Industrialisierung zu einer Entfremdung der Menschen von den Traditionen der Volksmedizin geführt. Ich möchte die althergebrachte Wertschätzung für den Holunder wiederbeleben. Für mich hat der Holunder eine spirituelle Energie von Lebenskraft und Lebensfreude, Qualitäten, die wir in der heutigen Zeit so dringend brauchen.
Bei welchen Beschwerden wurde die Holunderpflanze eingesetzt, und was davon ist noch heute belegt?
Simonsohn: Die Hauptanwendungsgebiete des Holunders blieben von der Antike bis zur Gegenwart Atemwegserkrankungen, Ödeme, Verdauungsprobleme, Entzündungen aller Art einschließlich Arthrose und Arteriosklerose, Infektionskrankheiten, Nervenerkrankungen sowie sogenannte Frauenleiden wie Unterleibsbeschwerden und Harnwegsinfekte. Im Mittelalter galt der Holunder als Universalmedizin und „unseres lieben Herrgotts Apotheke“. Frappierend, dass die meisten der volksmedizinischen Anwendungen mittlerweile durch Studien bestätigt wurden. So reicht die Bandbreite der Indikationen von Altersflecken, Arthritis, Asthma und Blasenentzündungen über Gicht, Hautprobleme, Herpes, Lebererkrankungen und Ödeme bis hin zu Rheuma, Venenleiden, Verstopfung und Wechseljahresbeschwerden.
Unsere Vorfahren haben Holunder auch äußerlich eingesetzt – zur Hautpflege und Wundheilung, aber auch für die Schönheit. Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es hier?
Simonsohn: Durch seine Fülle an Antioxidantien sorgt Holunder für eine schöne und gesunde Haut. Die Blüten, das Samen- bzw. Kernöl und die Anthozyane im Fruchtfleisch wirken entzündungshemmend und beruhigend, verzögern Alterungsprozesse und stärken die Barrierefunktion der Haut. Der Lipidmantel der Haut wird regeneriert, und davon profitieren sowohl reife als auch fettige Hauttypen. Unreine Gesichtshaut mit Mitessern spricht gut auf ein Dampfbad mit Holunderblüten an. Blüten und Blätter mildern durch ihre enzymhemmende
Wirkung Pigmentflecken ab. Die Anthozyane in Holunderbeeren schützen die Haut vor „Photo-Aging“ durch UV, verlangsamen Alterungsprozesse und beugen der Entstehung von Hautkrebs vor.
Holunder ist ein Geschenk des Himmels für den modernen Menschen und ein Allrounder, der uns wieder ins Gleichgewicht bringt und einen jahrtausendelang bewährten Schutzschild darstellt gegenüber den gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit.
DIY-Tipps
KÜHLENDE BLATTKOMPRESSE
Holunderblätter mit einem Nudelholz so lange walken oder mit der Hand zusammenpressen, bis Saft austritt. Die weichen Blätter auf die betroffene Stelle auflegen und mit einer Mullbinde oder einem Tuch befestigen. Als Kompresse wirken Holunderblätter bei Prellungen und anderen stumpfen Verletzungen sowie bei Rheuma und Arthritis, aber auch bei Juckreiz und Schwellung durch Insektenstiche.
HEILSAMES HOLUNDERBAD
Man übergießt 1 Handvoll Blätter und Wurzeln des Holunders mit 1 Liter kochendem Wasser. 2 Stunden ziehen lassen, danach abfiltern. Den Sud ins Badewasser geben und 20 Minuten wirken lassen. Man nimmt alle 10 Tage vor dem Schlafengehen ein Bad, wohltuend bei Rheuma, Gicht und Übergewicht.
HOLUNDERBLÜTENEIS
Man braucht 250 g süße Sahne, Zucker nach Bedarf, Walderdbeeren (es gehen auch Gartenerdbeeren), 4 Dolden Holunderblüten. Sahne mit Zucker steif schlagen, Walderdbeeren und Holunderblüten unterheben und die Mischung für 1 Stunde in den Tiefkühler stellen.
Tipp: Statt Erdbeeren kann man auch getrocknete, in Wasser kurz aufgekochte und wieder abgekühlte Holunderbeeren nehmen.
Quelle: Holunder – Juwel der Hausapotheke
B. Simonsohn, 159 S., EUR 12,40,
mankau Verlag
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